Schreibtipps II – Inquit-Formeln

Im zweiten Teil beschäftige ich mich mit den Inquit-Formeln. Dazu ein Auszug aus Wikipedia:

Die Inquit-Formel ist eine formelhafte Redeeinleitung. Wenn ein Erzähler die Rede von Figuren berichtet, markiert er diese in vielen Fällen mit einer Inquit-Formel. Inquit-Formeln bestehen im Allgemeinen aus einem Nomen oder Pronomen, das den Sprecher angibt, und einem Verb des Sagens.

Quelle: Wikipedia.de

Vereinfacht könnte man sagen, es handelt sich hierbei um einen Redebegleitsatz.

Was ist ein Redebegleitsatz?

Immer, wenn man anzeigen möchte wer spricht, braucht es einen Redebegleitsatz.

„Hallo, Thomas“, sagte Sabine.

Die Inquit-Formel hier ist sagte. Außerdem wird die Figur angezeigt, die spricht: Sabine.

Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten, jemanden etwas sagen zu lassen. Das Sagen an sich ist meist neutral. Viele Lesende überlesen es einfach. Wenn es jedoch ständig und zu häufig vorkommt, kann es auch nerven.

„Wie geht es dir?“, fragte Sabine.

„Ach, ganz gut“, sagte Thomas.

„Und, was hast du heute gemacht?“, fragte Sabine.

„Ich war heute morgen joggen, dann duschen, einkaufen, Staubsaugen und jetzt bin ich hier“, sagte Thomas.

„Da warst du ja fleißig“, sagte Sabine.

„Stimmt“, sagte Thomas.

Sie sehen schon, hier ist es definitiv zu viel des Guten. Der Text würde gewinnen, wenn man einige der Inquit-Formeln weg ließe.

„Wie geht es dir?“, fragte Sabine.

„Ach, ganz gut.“

„Und was hast du heute gemacht?“

„Ich war heute morgen joggen, dann duschen, einkaufen, Staubsaugen und jetzt bin ich hier.“

„Da warst du ja fleißig.“

„Stimmt.“

Bei einer solchen Art der Unterhaltung ist es nicht schwierig, zu folgen. Insbesondere, wenn man sich an die in Buchsatz und Literatur gängige Regel hält und jedem neuen Sprecher eine neue Zeile gibt. Es gibt aber noch weitere Möglichkeiten zu verdeutlichen, wer spricht, wenn man den Text erzählen lässt.

„Wie geht es dir?“ Sabine blickte neugierig zu Thomas.

„Ach, ganz gut.“

„Und was hast du heute gemacht?“ Interessiert drehte sie sich zu ihm.

„Ich war heute morgen joggen, dann duschen, einkaufen, Staubsaugen und jetzt bin ich hier.“

„Da warst du ja fleißig.“ Sie lächelte und blickte ihm in die Augen.

„Stimmt.“ Thomas konnte sehen, wie sie ihn anhimmelte. Oder bildete er sich das nur ein?

Dieses letzte Beispiel verbindet Handlung mit Sprache. Es zeigt, wer spricht und gleichzeitig schafft es Atmosphäre, indem es zeigt, was die beiden tun.

Aber zurück zu den Inquit-Formeln

Es gibt grundsätzlich eine ganze Reihe von Synonymen, die man anstelle von den gebräuchlichen Verben sagen, laufen, gehen, fahren verwenden kann. Sie können einen Text dynamischer gestalten. Letztlich ist es eine Frage des Stils und der Zielgruppe, wie man schreiben möchte. Nochmal das Beispiel von oben mit Inquit-Formeln, die keine sind.

„Wie geht es dir?“, blickte Sabine neugierig zu ihm.

„Ach, ganz gut“, lächelte er sie an.

„Und, was hast du heute gemacht?“, schaute sie neugierig.

„Ich war heute morgen joggen, dann duschen, einkaufen, Staubsaugen und jetzt bin ich hier“, fingerte er an seiner Hose herum.

„Da warst du ja fleißig“, lachte sie und drehte sich etwas mehr zu ihm.

„Stimmt“, grinste er.

Warum sind das keine Inquit-Formeln?

Wie oben im Zitat von Wikipedia zu lesen, benötigt eine Inquit-Formel ein Verb des Sagens. Im letzten Beispiel jedoch werden Sätze geblickt, gelächelt, geschaut, gefingert und gelacht.

Das ist zwar nicht grundsätzlich falsch, eher eine Stilfrage. Falsch ist es nur im Hinblick auf die Inquit-Formeln. Deswegen noch ein letztes Beispiel mit korrekten Inquit-Formeln.

„Wie geht es dir?“, fragte Sabine neugierig.

„Ach, ganz gut“, sagte er lächelnd.

„Und, was hast du heute gemacht?“, wollte sie neugierig wissen.

„Ich war heute morgen joggen, dann duschen, einkaufen, Staubsaugen und jetzt bin ich hier“, prahlte er.

„Da warst du ja fleißig“, erwiderte sie und drehte sich etwas mehr zu ihm.

„Stimmt“, antwortete er grinsend.

Verben des Sagens sind: sagen, behaupten, prahlen, antworten, erwidern, ausrufen, schreien, brüllen, flüstern, wispern etc.

Verben des Fragens: fragen, erkundigen, sich informieren, hinterfragen, in Erfahrung bringen, wissen wollen, ermitteln, (er-)forschen, bohren etc.

Es gibt außerdem jede Menge Synonyme für laufen, gehen, fahren und alle Verben, die man häufig im Text verwendet.

Interessant wird es, wenn man ein Verb wählt, das zur Figur passt. Zum Beispiel: Der Polizist ermittelt, statt zu fragen, der Wissenschaftler forscht, statt zu fragen etc.

Letztlich ist es eine Frage des Stils und der Zielgruppe, wie man einen Text gestaltet. Ob mit oder ohne Inquit-Formeln, ob ein Satz gelacht, gejammert oder geweint wird. Oder ob man sogar komplett auf diese Redebegleitsätze bzw. Inquit-Formeln verzichtet. Wichtig ist nur, dass Sie die Wirkung und natürlich die Regeln kennen.

Wenn Sie unsicher sind im Bezug auf die Zeichensetzung: Im ersten Teil der Schreibtipps-Reihe behandle ich die grundsätzlichen Regeln der Zeichensetzung.

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Jay

    Sehr interessant und aufschlussreich – danke dafür!
    Wie sieht es dann mit Verben, die einen inneren Monolog aufzeigen, wie „denken“, „(sich) fragen“ etc. aus? Die scheinen mir ja keine Formen des Sagens – sprich, eines Dialogs – zu sein, jedoch eines Monologs, also einer Art „Gespräch“ mit sich selbst.
    Ich würde dementsprechend schlussfolgern, dass es KEINE Inquit-Formeln sind. Ist das richtig?
    MfG 🙂

  2. marco

    Hallo Jay, danke für deine Rückmeldung, darüber freue ich mich. Gemäß Definition verwendet man Inquit-Formeln nur bei der direkten Rede. Bei einem inneren Monolog wird ja nichts gesagt. Anders sähe es bei einem gesprochenen Monolog aus. Den könnte/würde man mit einen Redebegleitsatz (ich mag das Wort lieber) versehen. Es gibt im Internet Stimmen, die meinen, Gedanken solle man kursiv schreiben. Dagegen gibt es andere Stimmen, die das schlecht finden, weil es (angeblich) den Lesefluß stört. Letztlich muß/darf jeder selbst entscheiden, was er mag.

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